Zwei Schwestern
Tränenüberflutet lief sie den Gang entlang auf der Suche nach Zimmer Nummer 88. Nur dünne, weiße Wände trennten die Komapatienten von der Notaufnahme im Erdgeschoss.
Sie atmete noch einmal tief durch und betrat das Zimmer.
Geschockt stand sie nun vor ihrem Zwilling. Viele Schläuche hielten das Mädchen am Leben. Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben das Bett. Vorsichtig strich sie mit der Hand über das Gesicht ihrer halbtoten Schwester.
„Ich dachte, du würdest wieder aufwachen! Aber so wirst du nie wieder das Leben mit mir gemeinsam genießen können.“, sprach sie weinend. „Ich kann es nicht mit ansehen, wie du hier reglos und allein liegst! Kannst du mich denn noch verstehen? Hören?“, fragte sie hoffnungsvoll, doch nichts passierte.
Erneut schossen ihr die Tränen in die Augen und blickte in das Gesicht ihrer Zwillingsschwester. Sie sah aus wie sie selbst, nur nicht mehr am Leben, bleich wie ein Kalkstein. Ich kann nicht mit ansehen, wie hier ein Teil von mir tot liegt…
„In meinem Herzen wirst du weiterleben! Ich verspreche es dir!“ Entschlossen zog sie ein Kabel von ihrer Schwester ab und sofort fingen die Geräte quälend laut an zu piepen. Ein letztes Mal hielt sie ihre Hand und sprach: „Du lebst, meine Schwester, in meinem Herzen lebst du ewig!“

Geschrieben von Lisa